Klare Kante zeigen, nennt sich so etwas in der Politik. Genau das müssen die Bürger im Mittelrheintal tun. Die gut besuchte Bürgerversammlung in St. Goar war ein erster Schritt. Über Jahre oder besser: Jahrzehntelang wurde am Mittelrhein und über die Region hinaus politisch viel zu wenig in der Frage der Reduzierung des Bahnlärms bewegt.
Dass es etwas bringt, Alarm zu schlagen, zeigt die Entwicklung in der jüngsten Vergangenheit. Politiker haben sich im Land und im Bund dafür stark gemacht, den Lärm zu reduzieren – und es hat sich punktuell etwas getan. Es ist müßig, sich darüber aufzuregen, dass die Bundesregierung im Vergleich zur Niederlande und zur Schweiz ihre Hausaufgaben vor Öffnung des Gotthard-Basistunnels nicht gemacht hat. Jeder Tag, an dem darüber debattiert wird, ist verloren auf dem Weg Richtung Jahreswende 2016/2017 – dann soll der Gotthard-Tunnel fertig sein.
Es muss schnell eine Lösung her, die praktikabel ist. Eine Alternativtrasse zur Mittelrheinstrecke umzusetzen, ist ein wesentlich umfangreicheres Projekt, als sich mancher vorstellt. Die lässt sich nicht einfach in drei, vier Jahren in den Hunsrück oder den Westerwald knallen, wie Reißbrettplaner vor sich hinschwärmen. Vielmehr handelt es sich dabei um ein generationenübergreifendes Projekt, es dürfte noch länger dauern als die sagenumwobene Energiewende. Deshalb ist es jetzt wichtig, sich für eine gute Tunnellösung einzusetzen. Politisch, überregional. Einige wenige Oberweseler Protagonisten haben bereits damit angefangen, die Politik der Region und ihre Bürger müssen jetzt zwingend folgen.