Bauprojekt Bürgermeister will gemeinsame Resolution aller Gemeinden in der Verbandsgemeinde
Von unserem Chefreporter Volker Boch
Oberwesel. Bürgermeister Thomas Bungert setzt in der Verbandsgemeinde St. Goar-Oberwesel auf ein klares gemeinsames Bekenntnis zur „langen“ Tunnelvariante beim Neubauprojekt der Deutschen Bahn am Mittelrhein. Am Donnerstag soll der Verbandsgemeinderat eine Resolution verabschieden, die sich sowohl für eine Umfahrung von St. Goar als auch von Oberwesel ausspricht. „Ich gehe davon aus, dass wir diese Resolution einstimmig verabschieden“, erklärt Bungert.
Neuer Brief an Bleser
In einem aktuellen Brief an Peter Bleser betont Bungert die Bedeutung einer bürgernahen Tunnellösung. Bereits zuvor hatte sich insbesondere Landrat Bertram Fleck beim Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft dafür stark gemacht, die Interessen der Region Mittelrhein im Bauprojekt der Bahn zu würdigen.
„Wir wollen in Kooperation mit der Bahn eine realistische Lösung finden“, sagt Bungert, „für die Verbandsgemeinde ist es eine Jahrhundertchance.“ Der Bürgermeister denkt konkret an die „pinke Variante“. Zuletzt war im Arbeitskreis zur Sanierung der drei maroden Tunnelbauwerke zwischen St. Goar und Oberwesel offiziell diese Langversion vorgestellt worden. Das Bauwerk würde im Bereich des Gründelbachtals in St. Goar beginnen und hinter der Bebauungsgrenze von Oberwesel in etwa auf Höhe der Abzweigung in Richtung Langscheid enden. Die Gesamtlänge des Tunnels beträgt laut den von der Bahn vorgestellten Planungen etwa 7,5 Kilometer zuzüglich Vorbauten, sodass sich das komplette Bauwerk auf bis zu 8,4 Kilometer ausdehnen würde. Damit wäre diese Variante etwa 3 Kilometer länger als jene umstrittene Lösung, die aus St. Gorarer Sicht direkt vor den Toren von Oberwesel im Bereich des Oelsbergs aus dem Fels herausgeführt würde.
„Aufgrund der von uns erkannten Brisanz dieser Planungen haben wir bereits im letzten Arbeitskreis den Vorschlag eingebracht, eine technisch modifizierte Lösung zu suchen, die auch den Interessen der Stadt Oberwesel insgesamt gerecht wird“, schreibt Bungert an Bleser. „Wenn große Tunnelportale in den Oelsberg eingeführt werden, führt dies nicht nur zur Zerstörung der Topweinbergslage, sondern auch zu erheblicher Lärmmehrbelastung der in circa 300 Meter entfernten Wohnbebauung. (…) Die Bahn wird mit ganz erheblichem Widerstand rechnen müssen, wenn man diese Lösung durchsetzen will.“ Bungert selbst erinnert sich gut an das „Pfeif-Problem“, das vor einigen Jahren durch einen Bahnübergang auf der rechten Rheinseite am Roßsteintunnel entstanden war. „Drei Jahre lang habe ich dagegen mit der Bahn gekämpft“, sagt der Bürgermeister – es gelang, eine Lösung zu finden. Ebenso denkt der Bürgermeister an das Ringen um den Regionalhaltepunkt, das zugunsten von Oberwesel ausgegangen ist. „Wir brauchen eine Lösung, die aus Bacharacher Richtung vor Oberwesel in den Berg geht – auch in Kauf nehmend, dass man dafür mehr Geld ausgeben muss.“
Eine starke Diskrepanz innerhalb der Verbandsgemeinde sieht Bungert in dieser Frage nicht, auch wenn zuletzt regelmäßig von unterschiedlichen Strömungen und Interessen in der Region zu hören war. „Die Leute werfen uns oft vor, dass wir in den Verhandlungen mit der Bahn nicht genug machen, aber außer anketten fällt mir nicht mehr viel ein, was wir noch machen könnten.“ Für Bungert zählt letztlich, dass es eine Lösung gibt.
„Wir haben die einmalige Chance, beide Städte von einem Großteil des Lärms zu befreien“, sagt Bungert, „die Solidarität innerhalb der VG ist in dieser Frage absolut vorhanden.“ Er schließt neben St. Goar auch alle Höhengemeinden mit ein. Entsprechend rechnet er im Rat mit einem klaren Bekenntnis aller Vertreter zum Großtunnel. „Man braucht aus meiner Sicht kein Prophet zu sein, um vorauszusagen, dass auch dort die Position einer Tunnellösung beginnend vor der Stadt Oberwesel wahrscheinlich einstimmig unterstützt wird“, hat Bungert an Peter Bleser geschrieben. Der CDU-Kollege aus Berlin will im April mit dem Staatssekretär im Verkehrsministerium nach Oberwesel kommen.
Alternativtrasse ist anderes Thema
Der Diskussion, ob ein möglicher Großtunnel die Debatte um eine Alternativtrasse zur Mittelrhein-strecke auf die Ewigkeitsbank verdammt, begegnet Bungert gelassen. „Die Sanierung von drei Tunnels beantwortet diese Frage nicht. Unsere Forderung lautet weiterhin, dass es eine Alternativstrecke geben muss.“ Nicht nur dem Bürgermeister ist bewusst, dass die Frage der Sanierung in den kommenden Monaten beantwortet wird – der Ruf nach einer Milliarden kostenden Neubaustrecke dürfte dagegen erst in Jahrzehnten Gehör finden. „Ich hoffe, dass die Bahn zeigt, dass sie die verbale Verantwortung, die sie gegenüber den vom Lärm geplagten Menschen im Mittelrheintal immer wieder darstellt, auch in die Tat umsetzen will.“ Bungert selbst will sich mit seinem Rat dafür einsetzen.