SWR-Fernsehen: Landesschau Rheinland-Pfalz v. 30.05.2018
„Tunnelstreit geht weiter“
Die drei Tunnel auf der Bahnstrecke zwischen Oberwesel und St. Goar entsprechen nicht modernen Sicherheitsstandards. Seit 160 Jahren werden sie befahren – wie sich jetzt zeigte, möglicherweise ohne die erforderliche Genehmigung.
Link:
https://swrmediathek.de/player.htm?show=1a4d1a90-641d-11e8-9c74-005056a12b4c
SWR-Radio v. 30.05.2018
„Streit um drei baufällige Bahntunnel“
Massive Proteste bei Oberwesel angekündigt
In der Verbandsgemeinde Oberwesel haben Politiker und Bahnlärmgegner massive Proteste gegen die Deutsche Bahn angekündigt. Es geht in dem Streit um drei alte Eisenbahntunnel. Es geht um das Vorhaben der Bahn, drei Tunnel der linksrheinischen Strecke bei Oberwesel nur zu sanieren, anstatt dort einen neuen Tunnel zu bauen. Die Diskussion darum dauert schon fünf Jahre. Die Bahn hatte die Kommunalpolitik damals gebeten, Alternativrouten für den Tunnel zu erarbeiten. Doch vor Kurzem kündigte die Bahn völlig überraschend an: Die alten Tunnel bei Oberwesel seien noch gut genug. Sie müssten lediglich saniert werden.
Dazu sagte Verbandsbürgermeister Thomas Bungert, er sei nun an einem Punkt, an dem Proteste wie in Wackersdorf denkbar seien, wo sich Demonstranten an die Bahnschienen gekettet hätten: „Vielleicht können wir die Bahn so dazu bringen, die Region ernst zu nehmen,“ sagte Bungert gegenüber dem SWR.
Tunnel weisen offenbar große Mängel auf
Die Tunnel nur zu sanieren, sei grob fahrlässig, ist sich Bahnlärmgegner Harald Steppat sicher. Die Tunnel müssten eigentlich geschlossen werden: „Wir wissen aus bahninternen Berichten, dass sich die Innenauskleidung der Tunnel löst.“ Außerdem seien wichtige Bauteile teilweise verrostet, betont Steppat. Es liege die schlechteste Zustandskategorie vor, die ein Tunnel haben könne.
Die Bahnlärmgegner vermuten, dass die Bahn die Kosten für den Neubau nicht tragen will und deshalb pokert: „Dass das auf dem Rücken der Bürger ausgetragen wird, ist der eigentliche Skandal,“ sagt Steppat.
Liegt überhaupt eine Baugenehmigung für die alten Tunnel vor?
Die Bahnlärminitiative „Oberwesel 22“ will nun juristisch gegen die Bahn vorgehen. Sie vermutet, dass es beim Bau der Tunnel im 19. Jahrhundert keine Baugenehmigung gab. Und diese würde die Bahn heutzutage vermutlich auch nicht mehr bekommen, sagen die Bahnlärmgegner. Sollte die Bahn tatsächlich keine Baugenehmigung vorlegen können, hätte dies weitreichende Konsequenzen, sagt Steppat: „Das würde bedeuten, dass die Strecke womöglich stillgelegt werden könnte. Das wäre zwar der Super-GAU. Aber die Bahn scheint das mit einzukalkulieren.“
STAND 30.5.2018, 13:50 Uhr
Leserbrief RZ, 01.06.2018:
Bahnlärm: Wir hatten darüber berichtet, dass Studenten bei ihrem Besuch am Mittelrhein fassungslos auf den Bahnlärm reagiert haben.
„Mit vorheriger Ankündigung auf die Gleise setzen“
Die Anwohner der Rheinschiene haben über Jahre erlebt, dass sie gegenüber dem Bahnlärm mit ihren ständigen Zunahmen von immer mehr Zügen ohnmächtig sind („Die Bahn macht eh, was sie will“). Leider stehen hier in dem hauptsächlich betroffenen Bereich zu wenig Wähler für die Politiker dahinter, für die es sich lohnt zu kämpfen. Im Vergleich dazu kuschen die Politiker in den Ballungszentren bei dem Begriff Fluglärm.
Viele unserer Kunden, die aus den betroffenen Regionen Frankfurt, Mainz usw. kommen, sind schockiert, wie laut es hier ist. Schon seit mehreren Jahren schlage ich vor, bei der Aktion „Am Mittelrhein ist es fünf vor zwölf“, dass sich alle Anwohner in ihren Heimatorten für fünf Minuten auf die Gleise setzen – am besten an einem Bahnübergang und natürlich mit vorheriger Ankündigung. Das wäre eine Aktion, die überregional wahrgenommen würde.
Gerade die letzten lauen Nächte waren wieder eine Tortur. Geöffnete Fenster … Fehlanzeige!
Alleroberste Priorität für alle Parteien hier im Mittelrheintal sollte die Bekämpfung des Bahnlärms sein! Das wäre ein Zeichen für das Tal. Zu wissen, dass in Zukunft eine spürbare Änderung der Fakten eintreten würde, zum Beispiel durch eine Trassenerneuerung für den Güterverkehr – das wäre ein Aufbruchssignal für das ganze Gebiet und gerade für die Jugend ein Signal, doch im Tal zu bleiben.
Und all denen, die jetzt wieder schreiben, dann soll ich doch woanders hinziehen, wenn es mich stört, möchte ich entgegenhalten, dass das Heimatgefühl doch stärker ist. Als ich vor mehr als 50 Jahren direkt neben der Bahnlinie hier in Bacharach auf die Welt kam, sind auch schon Züge gefahren – und das war in Ordnung. Aber diese extreme Zunahme des Güterverkehrs auf einer Strecke, die nicht dafür gebaut wurde, ist eine Zumutung für alle Anwohner und macht die Dringlichkeit einer Lösung deutlich.
Also, Ihr Mittelrheiner, vielleicht ist es schon fünf nach zwölf, aber nie zu spät!
Martina Kauer, Weingut Dr. Kauer, Bacharach
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Freitag, 1. Juni 2018, Seite 18